
Philip Lücker
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Neuss und Schwimmen. Wer zwischen der Stadt am Rhein und
dem Schwimmsport einen Zusammenhang sucht, dem fällt
zu aller erst ein Name ein. Thomas Rupprath. Der 77-fache
Deutsche Meister und vielfache Medaillengewinner bei Olympischen
Spielen, Welt- und Europameisterschaften, in Neuss geboren,
begann seine beispielhafte Karriere bei der SG Neuss. Nach
seinem Weggang aus einer der ältesten Städte Deutschlands
die auf eine römische Vergangenheit zurück blicken
kann, war es lange Zeit still bei der SG Neuss.
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Doch jetzt hat der Schwimmsport in Neuss wieder ein neues Aushängeschild.
Philip Lücker, geboren am 6. April 1994 in Bergheim schickt
sich an, in die Fußstapfen seines berühmten Vorgängers
zu treten. Der 18-jährige schaffte 2012 endgültig den
Sprung in die nationale Spitze. Vorläufiger Höhepunkt
seines rasanten Aufstiegs waren dabei die Teilnahme an den Jugend-Europameisterschaften
in Antwerpen und sein vierter Platz im offenen Finale der Deutschen
Meisterschaften in Berlin über 200m Schmetterling.
Der in Holzbüttgen, einem Stadtteil von Karst beheimatete
Philip Lücker, der in Meerbusch die 13. Klasse der Maria-Montessori-Gesamtschule
besucht, begann seine Schwimmlaufbahn im Alter von sechs Jahren
bei einem der Trägervereine der SG Neuss, der TG Neuss. "Meine
Eltern wollten, dass ich neben der Schule auch Sport treiben sollte.
Ich habe in der Folge einiges probiert, Schwimmen hat mir aber
am besten gefallen", erzählt Philip, wie er zum
Schwimmsport gefunden hat. Wäre er nicht Schwimmer geworden,
würde er eine Ball- und Teamsportart, wie zum Beispiel Fußball,
Volleyball oder Basketball betreiben. Was er nicht machen würde
wäre Reiten und wie er scherzhaft hinzufügt Ballet.
Von 2006 bis 2007 gab er ein kurzes Gastspiel bei der SG Essen.
"Ich wollte Schule und Sport besser unter einen Hut bringen.
Zu diesem Zeitpunkt gab es in Essen aber leider noch kein Vollzeitinternat,
sondern nur ein Halbinternat. Die Kombination, die mich eigentlich
am meisten interessiert hat, funktionierte somit noch nicht und
so bin ich nach einem halben Jahr schon wieder auf meine alte
Schule gegangen. Die Hin- und Her Fahrerei war anschließend
aber doch zu aufwendig. Jetzt gibt es zwar in Essen das Vollzeitinternat.
Ich sage aber mal, Neuss ist für mich attraktiver, da es
in der Nähe meiner Wohnung ist. Solange das hier funktioniert
und ich so super von meinem Verein unterstützt werde wie
bisher, lohnt es sich nicht, noch einmal den Verein zu wechseln",
sagt Philip.
Seit einem Jahr ist Klaas Focken sein Trainer, mit dem er hervorragend
zurecht kommt und auch die Unterstützung des Vorsitzenden
der SG Neuss, Siegfried Willecke, lobt Philip Lücker über
den grünen Klee. Nach seinem sportlichen Vorbild gefragt,
nennt natürlich Philip in erster Linie Thomas Rupprath, der
wie er selbst auf den Schmetterlingsdisziplinen zu Hause war.
"Ich will an die Erfolge von Thomas anknüpfen. Das
Knacken seiner noch bestehenden Vereinsrekorde habe ich mir fest
vorgenommen", lautet eins der Ziele von Philip. Einen
Veranstaltungsrekord von Thomas Rupprath beim Schwimmfest der
TG Neuss, nämlich über 100m Rücken, hat Philip
seinem Vorbild vor einigen Wochen bereits abgenommen.
Ein weiteres Vorbild ist für ihn der Amerikaner Michael
Phelps. "Michael ist ein großer Sportler und er
kann auch bei dem was er erreicht hat für nicht Schwimmer
ein Idol sein", meint Philip. Warum Schmetterling seine
Hauptlage ist, weiß Philip gar nicht so genau. "Eigentlich
finde ich es doof Schmetterlingsschwimmer zu sein. Das Training
ist immer so hart. Andere sagen jedoch, es sieht ziemlich cool
aus. Irgendwie hat sich das wohl alles wie von selbst für
mich ergeben", erklärt Philip Lücker.

Philip Lücker
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Seit 2008 sammelt er auf SV NRW-Ebene Jahrgangstitel
am laufenden Band. In der offenen Klasse kam er hingegen
meist als Zweiter ins Ziel. "Am Anfang war über
meine Hauptdisziplin den 200m Schmetterling Melvin Herrmann
aus Dortmund schneller und zuletzt war es Marius Kusch aus
Essen, an dem ich nicht vorbei kam", erzählt Philip.
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Bei DSV-Jahrgangsmeisterschaften hatte Philip in den letzten
zwei Jahren aber kaum jemanden zu fürchten. 2011 wurde er
Deutscher Jahrgangsmeister über 50m und 100m Schmetterling.
Über 200m Schmetterling wurde er Vizemeister. In diesem Jahr
gewann er die Titel über 100m und 200m Schmetterling.
2012 konnte sich Philip bei Deutschen Meisterschaften auch in
der offenen Klasse etablieren. In Berlin erreichte er das Finale
über 100m Schmetterling, wo er in 53,95 Sekunden Siebter
wurde. Über 200m Schmetterling schwamm er als Vierter in
2:00,57 Minuten nur knapp an einer Medaille vorbei. Seine hervorragenden
Leistungen in Berlin führten zwangsläufig zur Nominierung
für die Jugend-Europameisterschaften in Antwerpen. Auch hier
zeigte sich Philip Lücker von seiner besten Seite. In jedem
seiner drei Einzelwettbewerbe stand er im Finale. Hier wurde er
über 50m Schmetterling in 24,51 Sekunden Fünfter, über
100m Schmetterling belegte er in 54,03 Sekunden Platz sechs und
über 200m Schmetterling wurde er in 2:00,47 Minuten Achter.
"Ich war mit meinen Ergebnissen bei der JEM sehr zufrieden.
Das ich in alle Finals gekommen bin, war schon einmal Top. Außerdem
bin ich über zwei Strecken neue Bestzeit geschwommen",
sagt Philip. Die JEM in Antwerpen bezeichnet er auch als sein
bisher schönstes Erlebnis im Schwimmsport. "Das war
mit keinem anderen Wettkampf bisher zu vergleichen. Sich auf internationaler
Ebene mit Europas Top-Leuten messen zu können, ist schon
einmalig. Aber auch die offenen Finals bei der DM waren ein cooles
Erlebnis, besonders, wenn man sich anschließend selbst im
Fernsehen sehen kann", erzählt Philip.
In diesem Jahr will Philip Lücker, dessen Lieblingsspeise
Pizza ist ("Davon könnte ich mich ernähren")
auch bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften in Wuppertal ein
oder mehrere Finals der offenen Klasse erreichen, obwohl er eigentlich
die Langbahn lieber mag, als das kurze Becken. Auf der Langbahn
möchte er gerne im nächsten Jahr über 200m Schmetterling
in der offenen Klasse eine Medaille holen und seine Jahrgangstitel
aus 2012 verteidigen. Langfristig peilt Philip Lücker die
Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro an.
Ein Sprungbrett hierfür soll das "Junior-Top-Team"
des SV NRW sein, in das er neben zehn anderen NRW-Nachwuchsathleten
berufen wurde und von dem er sich viel erwartet. "Das
Junior-Top-Team ist eine super Idee. Vor allem, dass es
gleich mit Super-Aktivitäten, wie das Trainingslager
in Shanghai losgeht. Ich sehe damit eine ordentliche Unterstützung
des SV NRW auf uns zu kommen, die wir aber auch brauchen.
Zu diesem Team zu gehören motiviert alle die da drin
sind sehr und jeder wird alles daran setzen in diesem Kader
zu bleiben.", steht Philip voll hinter dem neuen
Projekt des SV NRW.
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Philip Lücker
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Wenn Philip Lücker 2013 seine Schulausbildung mit dem Abitur
abschließt, möchte er gerne Lehrer für die Fächer
Sport und Mathematik werden. In seiner Freizeit trifft er sich
gerne mit Freunden, mit denen er alle möglichen Arten von
Sport treibt. Mit seinen Freunden geht er auch gerne ins Kino
oder man trifft sich in gemütlicher Runde zum Grillen oder
nur zur einer "Quatschrunde". Einem Strandurlaub im
Süden ist Philip, der gerne einmal nach Dubai reisen möchte,
ebenfalls nicht abgeneigt. Wer Philip Lücker einmal kennen
gelernt hat, nimmt ihm seine beiden Lebensmottos, die da lauten:
"Full down seven times, stand up eight" und "Think
training's hard? Try losing" hundertprozentig ab. Sportlich
erreicht hat er auf jeden Fall schon eins. Im direkten Altersvergleich
sind seine Zeiten besser als die seines Vorbildes Thomas Rupprath.
Peter Kuhne